Unordentliches
Denken

Vermittlung & Awareness

Awareness

Auf dem FAVORITEN Festival ist kein Platz für Sexismus, Queerfeindlichkeit, Transfeindlichkeit, jegliche Form von Rassismus oder Diskriminierung wie antischwarzem, antimuslimischem Rassismus oder Antisemitismus sowie Ableismus. Dasselbe gilt für jede Art von gewalttätigem, aggressivem oder übergriffigem Verhalten.  

Wenn Du eine grenzüberschreitende Situation erlebst oder beobachtest, kannst Du Dich jederzeit an unsere Mitarbeiter*innen wenden oder unser Festivaltelefon (+49 (0)152 235 239 59) kontaktieren. Unser Festivaltelefon ist während des Festivalzeitraums eine Stunde vor dem ersten Programmpunkt und bis eine halbe Stunde nach dem letzten Programmpunkt besetzt. Hier wird auf Deutsch und Englisch Auskunft gegeben und geholfen.  

Am Telefon erhältst Du Unterstützung. Während unserer Partys am Donnerstag (15.9.), Samstag (17.9.) und Samstag (24.9.) wird es ein Awarenessteam von zwei Personen vor Ort geben, die erkennbar und ansprechbar sein werden. Auch einen Rückzugsort wird es vor Ort geben. 

Awareness bedeutet für uns, dass Ihr Unterstützung erhaltet, wenn Ihr eine grenzüberschreitende Situation erlebt oder es Euch aus anderen Gründen nicht gut geht. Wann die eigene Grenze überschritten wurde, ist eine subjektive Entscheidung. Wir handeln Betroffenen-orientiert und stellen Erfahrungen nicht in Frage. Das Awareness-Team wird im Sinne der betroffenen Personen handeln, parteiissch und herrschaftskritisch. Das Awareness-Team hat die Berechtigung Menschen v.a. auf den Partys zum Gehen aufzufordern.  

Awareness bedeutet, für Euch da zu sein. Awareness ersetzt während des Festivals nicht eine professionelle medizinische oder psychologische Versorgung oder langfristige psychische Betreuung. Wir verweisen aber gerne auf Unterstützungsangebote und kontaktieren professionelle Hilfe bei Bedarf. 

Awareness bedeutet für uns zu lernen. Wenn Ihr strukturelle, inhaltliches oder allgemeines Feedback oder Kritik habt, freuen wir uns über Eure Hinweise an adam@favoriten-festival.de. Wenn Ihr uns nach einer Veranstaltung eine Erfahrung mitteilen möchtet, die Euch beschäftigt, schreibt bitte ebenfalls eine E-Mail.  

Wir bemühen uns, einen diskriminierungssensiblen und diskriminierungsarmen Raum herzustellen.  

Alle Contenthinweise, die uns vorliegen, befinden sich jeweils bei den Ankündigungen der Inszenierungen. 

Vermittlung

Die Ausgestaltung von Vermittlung kann vielfältig sein. Unter Vermittlung fallen in diesem Festival Angebote und Strukturen, die versuchen, Barrieren auf verschiedenen Ebenen abzubauen, um den Zugang zu Theater und Performancekunst zu vereinfachen und Menschen für das Medium Theater zu begeistern.  

Zwischen dem Theater-Publikum und den Arbeiten des diesjährigen FAVORITEN Festivals eine Verbindung aufzubauen, ist Aufgabe der Vermittlung.  

Barrieren können auch durch die ungewohnte Seherfahrung von Theater entstehen. Vermittlung versucht, diese Barrieren mit Angeboten abzubauen und so einen Zugang zum Medium Theater spielerisch zu gestalten. Gerne kooperieren wir eng mit lokalen Gruppen aus/um Dortmund und konzipieren individuelle Programme und Vermittlungsangebote. 

Vermittlung kann auch bedeuten, Nachgespräche mit Künstler*innen zu organisieren. Auf Anfrage können gerne auch individuelle Vermittlungsangebote für Kinder, Schulklassen und Jugendliche in Anspruch genommen werden, die spielerisch und inhaltlich auf Inszenierungen und die Sehgewohnheiten im Theater heranführen. Auch digital können wir ins Gespräch kommen. 

Für die Inszenierung dÄmonen kann ein theaterpädagogischer, vorbereitender Workshop in Anspruch genommen werden. Wir kommen auch zu Ihnen in die Schulklasse.   

Vermittlung bedeutet auch, die künstlerischen Schwerpunkte der Inszenierungen diskursiv mit lokalen stadtgesellschaftlichen Perspektiven zusammenzuführen und so (Ver)Lernrpozesse anzuregen. Wir wollen gemeinsam die Themen der Gegenwart und Zukunft auf gesamtgesellschaftlicher Ebene befragen. 

Wir untersuchen die (Ver)Lernprozess im Klimakampf am 24.09.2022 um 12.00h mit Regisseur Philipp Grüneberg, Lillith Kuhn und Aktivist_in Zade Abdullah. 

Wir fragen uns, wie wir den Revolutionsbegriff (ver)lernen können am 19.09.2022 um 19.30 mit Aie Al Khaiat, Efsun Kizilay und der Anarchistischen Gruppe Dortmund. 

Wir verknüpfen am 22.09.2022 um 19:00 die Perspektiven auf Depression, Scham und Angst mit dÄmonen Regisseurin Hannah Biedermann, Tänzerin Monica-Fortez-Uta, tätig an der LWL Klinik Dortmund mit ihrer Choreo-Sophrologie Methode, sowie mit Nova Gockeln von der Beratungsstelle sunrise Dortmund für queere Jugendliche. 

Vermittlung bedeutet auch, Familien zu ermöglichen, an Diskursformaten teilzunehmen. Wir bieten bei unserem Diskursformat am 24.09. um 12.00 ,Klima(kampf) (ver)lernen’ parallel eine Kinderführung durch das Naturmuseum und eine Kinderbetreuung während der Diskursveranstaltung am 19.09.2022 (19.30) bei ,Revolution (ver)lernen’ an.  

Vermittlung bedeutet auch zu versuchen, Barrieren sichtbar zu machen und fortlaufend abzubauen. Warum wir Content-Hinweise auch als Abbau von Barrieren verstehen, erklären wir weiter unten.  

Für Anfragen und Nachfragen steht Euch unsere Vermittlerin Leonie Adam jederzeit zur Verfügung: adam@favoriten-festival.de 

Wie verstehen wir Content – Hinweise? 

In einer von Gewalt- und Machtmechanismen strukturierten Welt sind alle Menschen stets Auslösern (Triggern), also schmerzhaften Erinnerungen an Erlebnisse durch z.B. Bilder, Filme, Gerüche, soziale Interaktionen etc., ausgeliefert. Auslöser hierfür sind sehr individuell und subjektiv. Unser Verständnis von Content-Hinweisen nimmt die individuelle, subjektive Wahrnehmung als Ausgangspunkt für eine Orientierungshilfe, sich nicht unvorbereitet Triggern aussetzen zu müssen, die wir bzw. die Künstler*innen erkennen konnten. 

Wir verstehen Theater und Kunst als einen Raum des (Ver-)lernens, als einen Raum mit gesellschaftlichen und künstlerischen Forschungsfragen und als einen Raum mit Selbstermächtigungspotential. Einen Raum, in dem die Möglichkeit besteht, Strukturen anders zu gestalten, um Rücksicht zu nehmen und aware zu sein. Wir verstehen Content-Hinweise als Zugewinn im Sinne eines emanzipatorischen (Hilfs-)Mittels, um Menschen mit Gewalterfahrungen möglichst selbstbestimmt an Theater- und Kunsterlebnissen teilzunehmen zu lassen und sich nicht unvorbereitet einer schmerzhaften Erinnerung aussetzen zu müssen. Dabei gehen wir von einem Konzept der Selbstermächtigung aus, das das Festlegen von eigenen Umgangsweisen und Schutzmechanismen in den Vordergrund stellt und so einen selbstbestimmten Umgang unterstützt. Dabei befinden wir uns in einem Transformationsprozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Wir lernen stets dazu und sind auf das Feedback von Menschen angewiesen. 

Was bedeutet das? 

Wenn die unangekündigte Darstellung von Gewalt in einer künstlerischen Arbeit verhandelt wird oder dramaturgisch auf diesen emotionalen Raum abzielt (aus einem künstlerischen Interesse), kann es zu negativ konnotierten Erinnerungen bzw. Retraumatisierung kommen. Da wir von einem emanzipatorischen Umgang mit der Darstellung von Gewalt und künstlerisch hergestellten Erfahrungsräumen ausgehen, bemühen wir uns, diese zu erkennen und somit ankündigen zu können. Das ermöglicht Menschen die Entscheidung, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit den Themen, die in der Arbeit angesprochen werden, zu beschäftigen oder nicht. Und ggf. auch Raum dafür einzuplanen oder eine vertraute Person als Begleitung mitzunehmen. Zu Selbstermächtigung kann auch gehören, sich bewusst in einem selbst gewählten Rahmen mit Themen zu konfrontieren.