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ÜBERSCHREIBUNGEN - Kurzfilmprogramm

Kerstin Honeit und Susann Maria Hempel im Gespräch

OST-WEST / WEST-OST WERKSTATTKurzfilmHörspielFilmscreening + GesprächDeutsch

Was verschwindet, was bleibt, was wird überschrieben – und was passiert im Dazwischen? Drei experimentelle Dokumentarfilme und ein Hörspiel erzählen vom Auf- und Abbau des Palastes der Republik in Berlin, einem verschwundenen Theater in der ostdeutschen Provinz, und von Senior*innen, die männliche Rollen US-amerikanischer Actionfilme synchronisieren. Gemeinsam mit den Filmemacherinnen Kerstin Honeit und Susann Maria Hempel setzen sich FAV und das Frauen Film Fest Dortmund + Köln in diesem Filmabend mit ostdeutscher Geschichte und Gegenwart auseinander und bringen verschiedene Perspektiven ins Gespräch.

Programm:

Kerstin Honeit: Junost Bang (DE 2007/2023, 10′) / my castle your castle (DE 2017, 15’)

Susann Maria Hempel: Der große Gammel (DE 2013, 9′) / Niemand stirbt so arm, dass er nicht irgendwas hinterlässt (DE 2017, 26′)

Zu den Arbeiten:

Junost Bang
Kerstin Honeit
DE 2007/2023, experimenteller Dokumentarfilm, 10’, OF
Besucher*innen eines Senior*innentreffs re-synchronisieren die männlichen Rollen des Action-Streifen Dead Bang – Kurzer Prozess (1990). Das B-Movie war einer der wenigen US-amerikanischen Filme, die zeitgleich in der BRD wie in den Kinos der Noch-DDR anliefen und dort, mit Einzug des Hollywoodschen Kulturimperialismus, auch das Ende sozialistischer Repräsentationen von Weiblichkeiten einläuteten.
REGIE / BUCH / MONTAGE / PRODUKTION / KONTAKT Kerstin Honeit
BILDGESTALTUNG / TON Miriam Pietrusky
mit Ursula Baumgärtel, Helga Giese, Renate Kano, Rose-Marie Zaddach

my castle your castle

Kerstin Honeit
DE 2017, experimenteller Dokumentarfilm, 15’
»I saw my castles fall today and crumble into dust beneath my feet.« 
(Ray Price, I Saw My Castles Fall Today, 1957)
Die Künstlerin hat Gäste eingeladen in den Rohbau des Stadtschlosses, das den Palast der Republik architektonisch quasi überschrieben hat: Einer hat das symbolträchtige DDR-Gebäude mit erbaut, der andere organisierte den Abriss. Das Setting der Gesprächsrunde an der Kaffeetafel wirkt theatral, und tatsächlich wird die Szene mit Kunstnebel übergeleitet zu der Performance von zwei queeren Cowboys. Wem gehört das Schloss?
Regie Kerstin Honeit
BUCH Jessica Páez
BILDGESTALTUNG Ljupcho Temelkovski, annette hollywood
TON Jochen Jezussek
MUSIK Damian Rebgetz, Paul Hankinson
 mit Peter Friedrich, Gunter Teichert, Damian Rebgetz, Paul Hankinson

Niemand stirbt so arm, dass er nicht irgendwas hinterlässt
Susann Maria Hempel

DE 2017, Hörspiel, 26′
»Wem mir im Wald warn, da warn mir nimmer in der Welt. Ich sag Dir ehrlich: nur aus meiner Kindheit kann ich schöpfm! Daraus hol ich die Kraft, dass ich bis heute net – dass’ch das net gemacht hab, was ich Dir vorhins gesagt hab; wo’ch mit der Wäscheleine nachts nein in’n Park – Wo ich Fümfe war, ab da! Simmer auf de Wiesn, ham uns die ganzn Schmetterlinge, Insektn oder Pflanzn − oder Winter! Mir warn tief eingeschneit im Schnee, da sin mir trotzdem dorch’n Wald. Alles nass, eingebrochn, un trotzdem! Es war e absolut wildes Lebm. Un ich war so stark dadorch gewordn, ah psychisch – kaputt gemacht hat mich ja dann die Haft. Ich wünschte, Du hättest mich vor der Haft kenngelernt. Vor der Haft.«
Regie & Sprechen Susann Maria Hempel
Redaktion Mareike Maage
Produktion Rundfunk Berlin-Brandenburg | www.rbb-online.de

Der große Gammel
Susann Maria Hempel
DE 2013, experimenteller Dokumentarfilm, digital, Farbe, 9′
Ein filmischer Abgesang der Filmemacherin auf das alte Theater ihrer Heimatstadt Greiz. Was sich in dem verlassenen Gebäude finden ließ an Filmmaterial, Dias, alten Tonbändern, verätzt und zerkratzt sie bis das Gebäude auch auf der Leinwand unwiederbringlich verschwindet. Found Footage in Bild und Ton − meisterhaft montiert und animiert.
Regie, Bildgestaltung, Zersetzungsanimationen, Ton, Schnitt, Produktion Susann Maria Hempel

 

 

Das Kurzfilmprogramm ÜBERSCHREIBUNGEN ist eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Frauen Film Fest Dortmund+Köln, unterstützt von FESTIVALFRIENDS im Rahmen des Formats FESTIVALFRIENDS TAG. FESTIVALFRIENDS wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Programm „Verbindungen fördern“ des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e. V.

Über die Künstler*innen

Kerstin Honeit arbeitet mit experimentellen dokumentarischen Bewegtbildformaten. In ihren filmischen Arbeiten erforscht sie die Mechanismen der Repräsentation in der Produktion hegemonialer Bildwelten, in Verbindung mit kulturellen wie sprachlichen Übersetzungsmodi. Der Fokus liegt dabei auf der Politik der (Film-)Stimme und darauf, wie die Stimme als queeres Ereignis im bewegten Bild die Blickregime der Dominanzkultur ins Wanken bringen kann. 2022 ist die Publikation Kerstin Honeit. Voice Works/Voice Strikes (Hrsg. McGovern) bei b_books erschienen.

Susann Maria Hempel arbeitet seit 2009 als freiberufliche Filmemacherin und Hörspiel-Autorin. Ihr Herkunftsort Greiz, eine „shrinking city“ im thüringischen Grenzgebiet zu Tschechien mit seinen Problemen von De-Industrialisierung, Abwanderung und Überalterung, ist ihr in vielen ihrer Arbeiten zum Thema geworden. Auf der in sorgsamer Recherche gewonnenen dokumentarischen Basis ihrer Projekte entwickelt die Künstlerin hochkomplexe, verschachtelte Narrationen und eigensinnige visuelle Stilisierungen. Susann Maria Hempels Werk ist mit wichtigen Auszeichnungen gewürdigt worden, so mit dem HAP-Grieshaber-Preis der Stiftung Kunstfonds und der VG Bild-Kunst, dem Hörspielpreis der Kriegsblinden, dem Deutschen Kurzfilmpreis in Gold und dem Preis der deutschen Filmkritik. Sie erhielt u.a. das Karl Schmidt-Rottluff-Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes, das Stipendium der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart, sowie das Stipendium an der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.

Kooperierende Kuratorin (Internationales Frauen Film Festival Dortmund+Köln)
Betty Schiel, geb. in Rheinhausen, lebt und arbeitet im Ruhrgebiet. studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Romanistik, Germanistik (M.A.) an der Ruhr Universität Bochum, der Sorbonne Paris und der University of Glasgow. Ist seit 1996 freiberuflich als Filmkuratorin tätig. Sie veranstaltet Programme, Workshops und Konzeptionen für Festivals − maßgeblich seit 1996 für das Frauen Film Fest Dortmund+Köln. Sie initiiert kollaborative Filmprojekte, ist Mitglied der Theater- und Aktionsgruppe Transnationales Ensemble Labsa und Mitgründerin des Future Now Festival und der Ost-West-AG. Sie ist Co-Herausgeberin von Was wir filmten-Filme von ostdeutschen Regisseurinnen nach der Wende. 

DEPOT

Theater im DEPOT, Studio 1, Studio 2, Studio 3, Mittelhalle, Parzelle, sweetSixteen-Kino
Immermannstraße 29
44147 Dortmund
Haltestelle: Immermannstraße / Klinikzentrum Nord

Hinweise
Die Kurzfilme und das Hörspiel sind über den gesamten Festivalzentrum in der digitalen Festivalmediathek verfügbar.
my castle your castle_Kerstin Honeit_©VG Bild-Kunst
my castle your castle__Kerstin Honeit_©VG Bild Kunst
Niemand stirbt so arm, dass er nichts hinterlässt
Der große Gammel
Der große Gammel
Sa 14.9.
19:00–21:00
sweetSixteen-Kino
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