LOST FISHES AND PRAYING MANTIS
Calvin Hein & Kay Kwabia
Calvin Hein und Kay Kwabia lernten sich 2023 bei einer Fotoausstellung kennen und stellten schnell Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest: Calvin ist Ghanaer und Deutscher und wuchs in Deutschland auf, Kay ist Ghanaer und wuchs in Ghana auf. Fotografie und Herkunft waren die wichtigsten verbindenden Themen, ebenso wie Fragen zu Gemeinschaft und kulturellem Erbe.
Am Anfang des Residenzprogramms standen folgende Fragen: Wie finden sich Gemeinschaften in der Diaspora? Wie verbinden sie sich und wie viel Heimat existiert dort? Calvin und Kay laden sich gegenseitig ein, die Positionen zu tauschen – nicht als zufällige Fremde, sondern als Mitglieder dieser Gemeinschaften. Das Projekt ist eine Spurensuche: Wie fühlt sich Ghana für einen Ghanaer in der Diaspora an? Wie fühlen sich die Gemeinschaften in der Diaspora für eine Person aus Ghana an? Wie viel Neues werden wir finden, und wie viel wird uns vertraut sein? Wie wirken sich die unterschiedlichen Erfahrungen darauf aus, wie wir den anderen wahrnehmen? Gibt es noch kulturelle Grenzen oder verblassen sie im Auge der Globalisierung?
Unser besonderes Interesse gilt der Frage, was es bedeutet, ein mehrfaches Erbe zu haben: Erbe als Ergebnis von Abstammung und Erbe als Ergebnis von gelebten Erfahrungen. Wir möchten, dass unsere Arbeit den Menschen die Bedeutung von Kultur und kultureller Zugehörigkeit näherbringt.
Als Fotografen mit sehr unterschiedlichen Perspektiven und Herangehensweisen wollen wir unser Handwerk und unsere Praxis nutzen, um diese Themen zu erforschen, Schwarzen Personen einen Zugang zu diesem Diskurs zu bieten und den Prozess des Lernens und Verlernens zu fördern. Welche Konzepte über Kultur und Erbe können wir verlernen oder verändern? Dieser Aufenthalt bietet das ideale Umfeld, um sich mit diesen Themen und Fragen zu befassen. So spezifisch sie auch sind, gibt es doch einen universellen Unterton, den wir während der Residenz vertiefen können.
Zu den Künstler*innen
Calvin Hein lebt in Dortmund und arbeitet in Deutschland und Ghana. Seine Arbeit konzentriert sich auf konzeptionelle Dokumentar- und Architekturfotografie. Er interessiert sich vor allem für die Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Natur und die Frage, ob unser Umgang mit der Umwelt akzeptabel ist. Ein weiterer großer Teil seiner Arbeit beschäftigt sich mit seiner eigenen Identität als Deutscher, aber auch als Ghanaer, der versucht, mehr über sein Erbe und seine Familiengeschichte zu erfahren.
Kay Kwabia ist Fotograf. Er lebt in Accra (Ghana). Seine Arbeit umfasst Erfahrungen aus verschiedenen Teilen Ghanas. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Dokumentation seiner Umgebung mit dem Fokus auf das Routinierte, Alltägliche und sonst als uninteressant empfundene Dinge. Die Art und Weise, wie Menschen diese Umwelt wahrnehmen und umgekehrt, ist in seiner Arbeit sehr präsent.